Kopf des Monats - Oktober 2021

"Schmucker, von Schweitzer, Egner, Fegebank und noch viele andere Größen der Hauswirtschaftswissenschaft begegneten mir in ihrer ganzen Breite und Tiefe in meinem Studium an der TU Dresden. Es fasziniert mich, wie die Grundlagenforschungen dieser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis heute noch anwendbar und kompatibel sind.

Barbara Fegebank zeigte Bilder von ihren internationalen Aktivitäten in der IFHE und ich verstand: Die Wissenschaftstheorie bietet einen Zugang zum Analysieren und Verstehen der konkreten alltäglichen Lebenssituationen – damals insbesondere von Frauen. Durch Barbara Fegebank verbinde ich Forschung und Lehre ganz selbstverständlich durch diesen wissenschaftsorientierten Fokus. Ihr systemtheoretisch-ökologischer Zugang zum Haushalt prägte ganz entscheidend mein wissenschaftsorientiertes Denken und war seiner Zeit voraus – gerade aktuell in der Phase der Transformationsforschung denke ich oft: Wahnsinn - diese Erkenntnisse hatten wir alle schon vor mehr als 25 Jahren...

Wissenschaftsorientiert und handlungsorientiert zu forschen und zu lehren geht nur durch den Kontakt zur Wissenschaftscommunity und die finde ich seit meiner Dissertationsphase in der dgh. Seit 2013 engagiere ich mich für die allgemeinbildenden ehemals hauswirtschaftlichen Schulfächer. Ich bedaure die Einschränkung der Hauswirtschaft auf die Verbraucherbildung und suche auch hier durch die dgh einen starken Gegenpol, der die Gänze unserer Wissenschaft vertritt und sich politisch positioniert.

Als lehramtsbezogene Professur finde ich immer wieder Inspiration für globale hauswirtschaftswissenschaftsbezogenen Zugänge, Inhalte und Forschungsthemen, die die berufliche Bildung mitbestimmen. Unsere Forschung an der Europa-Universität Flensburg richtet sich sehr stark aus auf Bildungszugänge von vulnerablen Bürgerinnen und Bürger, mit dem Ziel ihrer Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe. Diese kann zum einen gelingen durch eine Befähigung zur Bewältigung haushaltsbezogener und alltagsbezogener Handlungsanforderungen. Zum anderen bietet das Berufsfeld Ernährung und Hauswirtschaft einen vergleichsweise niedrigschwelligen Zugang zu Arbeit, Beruf und Ausbildung.

Die dgh bietet mir den wissenschaftsorientierten und persönlichen Zugang zu allen diesen Bereichen: Die Mitglieder ermöglichen den Austausch mit der Basis der Berufe, den Akteurinnen und Akteuren des Lehrens und Lernens, der Forschung und der politischen Mitgestaltung. Als stellvertretendes Vorstandsmitglied beginnt meine Reise mit der dgh erst und ich mag es, dass ich den zukünftigen Weg mit unterstützen kann."

Prof.in Dr. Birgit Peuker
Stellvertretendes Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft seit September 2021